Zum Autor:

B.Sc. Philipp
Lehner

Philipp Lehner hat sein Arboristikstudium 2009 abgeschlossen und arbeitet jetzt als selbstständiger Arborist und freier Sachverständiger im Allgäu.

 

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Die Häufigkeit und Art von Baumkontrollen nach den Baumunfällen in Trier

Im November 2012 stürzte in Trier eine Kastanie um (die Ursache ist derzeit noch nicht endgültig geklärt). Eine Passantin wurde dabei tödlich verletzt. Der Baum wurde einige Wochen vorher kontrolliert, eine eingehende Untersuchung war vorgesehen. In einem Interview mit der lokalen Tageszeitung erklärte der Sachverständige Dr. Hans-Joachim Schulz, dass trotz regelmäßiger Baumkontrollen Bäume aufgrund von äußerlich nicht sichtbaren Schäden unvermittelt umstürzen können. Daraufhin meldete sich Karl-Josef Prüm, ein ortsansässiger Baumgutachter und Anhänger von VTA nach Prof. Mattheck in einem offenen Brief zu Wort, in dem er die Arbeit der FLL und deren Regelwerke heftig kritisierte.

Als kurz vor Ostern 2013 in Trier erneut ein Baum plötzlich umstürzte, kam wieder die Frage auf, wie oft und mit welchen Methoden Bäume zu kontrollieren sind. (In anderen Städten gibt es natürlich auch solche Vorfälle, die aber mangels früherer Unfälle unbeachtet bleiben.) Die zuständige Baudezernentin legt dar, dass weitergehenden Untersuchungen etwa durch Bohrungen an Bäumen den Baum verletzen und nicht an jedem Gehölz durchgeführt werden können. Viele der unterirdischen Schäden sind auf Baumaßnahmen und falsche Pflanzungen zurückzuführen. Der Autor des Artikels meint, dass “eine Sichtkontrolle im Jahr” nicht ausreicht.

Die Gefahr durch Bäume ist vergleichsweise gering. Aus eigenen Beobachtungen habe ich festgestellt, dass die Gefahren, die von der Natur ausgehen, oft dramatisiert und schlimmer dargestellt werden. Der Baum vor dem Haus wird als gefährlicher betrachtet als die Fahrt mit dem Auto zur Arbeit. Die zahlreichen Verkehrsunfälle werden aber meist hingenommen, während ein umstürzender Baum oft mehr mediale Beachtung erfährt.
Starre Kontrollintervalle für alle Bäume, noch dazu zweimal im Jahr sind weder fachlich noch rechtlich gerechtfertigt. Kollegen, die dies dennoch vorschlagen und auch Jungbäume jährlich oder gar halbjährlich kontrollieren, wollen vor allem eines – Geld verdienen. Die aktuelle Rechtsprechung und die Baumkontrollrichtlinie der FLL halten ein Kontrollintervall von meist einem bis zwei Jahre für ausreichend. Das Kontrollintervall muss bei der Baumkontrolle für jeden Baum individuell festgelegt werden. Ein großer älterer Baum auf einem Spielplatz muss zum Beispiel häufiger kontrolliert werden, als ein Jungbaum in einer Grünfläche, die selten begangen wird.

In der Baumkontrollrichtlinie steht zudem, dass Werkzeuge wie Schonhammer und Sondierstab “erforderlichenfalls” zu verwenden sind. Diese Aussage ist vollkommen angemessen. Nicht jeder Baum muss abgeklopft werden. Ein qualifizierter Baumkontrolleur wird aber bei Verdacht den Stamm mit einem Schonhammer näher untersuchen und so etwaige Höhlungen oder Fäulen feststellen können. Erst dann ist eine eingehende Untersuchung, im Idealfall mit schonenden Untersuchungsmethoden, notwendig, um so das Ausmaß des Defekts bestimmen zu können und zu entscheiden, ob der Baum erhalten bleiben kann oder nicht.

Eine qualifizierte Baumkontrolle ist wichtig. Ein mehrtägiger Lehrgang ohne jegliche vorherige Erfahrung mit Bäumen ist fahrlässig und zu wenig, um manche Defekte zu erkennen. Trotzdem gibt es Schäden, die leider bei der Baumkontrolle nicht zu erkennen sind und zum Umstürzen eines Baumes führen können.